Kardinalfehler im Bewerbungsanschreiben

Anschreiben erfolgreich verfassen:
Die 13 Kardinalfehler und wie man sie vermeidet

Das Anschreiben: es ist der sogenannte „Türöffner“, also das Schreiben, das oft über ein Weiterlesen der Unterlagen entscheidet. Im Anschreiben müssen Sie in wenigen Sätzen formulieren, wer Sie sind, was Ihre Ziele sind und welche Aufgaben Sie suchen. Sie sollten Ihre Qualifikationen hervorheben und sich als Person darstellen. Klingt vielleicht einfach, ist es aber ganz und gar nicht! Sie werden sich wundern, was man alles falsch machen kann.

Kardinalfehler 1: Langeweile schon im ersten Satz – das Übel beginnt oft mit der Einleitung

  • Hiermit bewerbe ich mich als xyz
  • Mit großem Interesse habe ich Ihre Anzeige gelesen und möchte mich hiermit auf die ausgeschriebene Stelle als xyz bewerben.
  • Ihre Stellenanzeige hat sofort mein Interesse geweckt.

 

Die drei Beispiele sind verschenkter Zeilenplatz. Dass Sie sich auf eine konkrete Stelle bewerben, geht schon aus dem Betreff hervor. Das müssen Sie nicht im ersten Satz noch einmal betonen.

BESSER: Wichtig ist zu beschreiben, was Sie von Ihrem neuen Arbeitgeber wollen und was Ihnen besonders viel Spaß macht. Deswegen erhoffen Sie, dies auch in der ausgeschriebenen Position zu finden. Das Anschreiben ist nicht irgendein Begleitbrief, sondern es soll die wichtigsten Gründe nennen, um Sie einzustellen! Nutzen Sie daher den Platz für Ihre Argumente.

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Kardinalfehler 2: Übertriebene Anbiederei – zu dick aufgetragen

In Ihrer Bewerbung wollen Sie hervorheben, wie gerne Sie für genau dieses eine Unternehmen tätig sein wollen. Es wird Ihnen nicht jedoch viel bringen, wenn Sie wiederholt erwähnen, dass es schon immer Ihr innigster Wunsch war, für XY zu arbeiten. Bitte dosieren Sie Ihre Motivation auf ein realistisches Maß.

BESSER: Konzentrieren Sie sich lieber auf Ihre Qualifikationen und was Sie mit Ihren Stärken bewegen wollen und lösen können. Damit gelingt es Ihnen, Entscheider von sich zu überzeugen.

Kardinalfehler 3: Einheitsbrei – man sucht vergebens nach der Botschaft

Heutzutage kommen Experten und auch Führungskräfte bis zur mittleren Management-Ebene nicht damit aus, nur ein paar Bewerbungen zu verschicken. Bis die neue Position gefunden ist, bewerben sich Jobsuchende manchmal bis zu 100-mal.

10 Bewerbungen – ein Gespräch! So lautet oft die Formel. Dabei ist es eben nicht ausreichend, an jedes Unternehmen die gleichen Unterlagen mit Standard-anschreiben zu verschicken und nur minimal inhaltlich etwas zu verändern. Der Personaler merkt dies meistens sofort.

BESSER: Wenn Sie eine Stelle wirklich wollen, weil diese zu Ihrem Profil passt, dann heben Sie Ihre Motivation hervor. Zeigen Sie, dass Sie sich mit dem Unternehmen auseinandergesetzt haben: Sie kennen die Bilanz, das Unternehmensumfeld, die wirtschaftlichen Herausforderungen. Sie haben erkannt, was das Unternehmen braucht und Sie können eine Lösung bieten! Bitte formulieren Sie dies entsprechend im Anschreiben.

Kardinalfehler 4: Fehlende Aussagekraft durch Floskeln

Es gibt Formulierungen, die sich leider immer wieder in Bewerbungen finden. Floskeln wie „ich bin belastbar, flexibel und zuverlässig“ bedeuten absolut nichts, wenn nicht durch Beispiele belegt wird, was damit gemeint ist. Auch schön sind Sätze wie: „Zu meinen Stärken zählen Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und Organisationsvermögen.“

Anschreiben mit solchen Floskeln legt der Personaler eher zur Seite. Entscheidend ist nicht, welche Eigenschaften Sie alle aufzählen können, sondern, was genau Sie antreibt und wie eine Eigenschaft in Ihrem Fall zu verstehen ist.

Ein weiterer Aspekt ist, dass nicht Sie beurteilen, ob das Anforderungsprofil erfüllt wird, sondern der Arbeitgeber. Ja, es ist so: der Arbeitgeber sitzt bei diesem Spiel leider am längeren Hebel und kann am besten beurteilen, was er braucht und wer der geeignete Kandidat ist.

BESSER: „Ich habe im Projekt XY Belastbarkeit und Flexibilität bewiesen, dadurch, dass XY eingetreten ist. Dennoch konnte das Projekt ohne große Verzögerung und innerhalb der Zielvorgaben erfolgreich abgeschlossen werden.“

Kardinalfehler 5: Wiederholung des CVs im Anschreiben

Bitte vermeiden Sie unbedingt Ihren Lebenslauf in Aufsatzform zu wiederholen. Niemand möchte den Lebenslauf zweimal lesen. Das ist nebenbei bemerkt höchst langweilig und zeigt, dass Sie sich nicht verkaufen können. Das Anschreiben hat den Zweck, Aufmerksamkeit zu erregen und Sie als potentiellen neuen Mitarbeiter mit einem besonderen Profil darzustellen. Es soll zum Weiterlesen der Unterlagen animieren.

BESSER: Trennen Sie beide Dokumente, Anschreiben und Lebenslauf, sehr sorgfältig. Beide Dokumente sollen sich logisch ergänzen. Das Anschreiben dient dazu, Sie mit kurzen knackigen Argumenten in Szene zu setzen. Der CV nennt die Fakten mitsamt Ihrer Leistung und Ihren Erfolgen. Bitte achten Sie dabei unbedingt darauf, dass im Anschreiben nicht Fakten genannt werden, die später im CV dann komplett fehlen. Das irritiert den Leser und meistens macht der Personaler sich nicht die Mühe, Daten und Fakten zu Ihrer Person im Web zu recherchieren, um Ihre Dokumente besser zu verstehen. Eher legt er Ihre Bewerbung zur Seite.

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Kardinalfehler 6: Rechtschreibfehler – immer wieder vorhanden!

Typos zeigen dem potentiellen Arbeitgeber, dass Sie nicht sorgfältig arbeiten. Die Rechtschreibkorrektur übernimmt Ihr Textverarbeitungsprogramm – aber die Kommasetzung oder die Grammatik?! Niemand ist vor Rechtschreibfehlern gefeit. Bitte seien Sie sich gewiss, dass diese häufiger passieren, als Ihnen lieb ist.

TIPP: Lassen Sie neue Dokumente wie Anschreiben oder CV von Dritten gegenlesen, bevor Sie diese versenden.

Kardinalfehler 7: der Konjunktiv

Wenig Selbstbewusstsein signalisieren Sie, wenn Sie “könnte, würde, sollte” im Anschreiben benutzen. Das liest sich schlecht und klingt unkonkret. Der Konjunktiv wird bei Wünschen oder der indirekten Rede verwendet. Auch wenn man Unwirkliches ausdrücken möchte. In einem Anschreiben hat er nichts zu suchen.

BESSER: Stattdessen sollten Sie klar formulieren, was Sie zu bieten haben. “Ich kann…”, “Meine Erfahrungen im Bereich sind…”, “Es liegt mir, Projekte zu planen.” oder „Internationale Projektarbeit liegt mir besonders, da ich…“, „Ich freue mich auf ein Kennenlernen…“

Kardinalfehler 8: Zuviel erschlägt den Leser

Das Anschreiben hat nicht zum Ziel, Sie als komplexe Persönlichkeit mit all Ihren Eigenschaften zu umschreiben. Auch ist es meistens nicht relevant zu erklären, warum Sie sich für ein Studium an der Universität XY entschieden haben. Sie machen es dem Empfänger ungleich schwer, wenn er sich aus einem Sammelsurium aus Daten, Fakten und Argumenten die wichtigsten Dinge heraussuchen soll. Also: weniger ist mehr!

BESSER: das Ziel des Anschreibens ist es, dem Leser das Weiterlesen schmackhaft zu machen. Es ist also ein Appetizer! Konzentrieren Sie Ihre Botschaft auf wenige, prägnante Kernaussagen. Vielleicht greifen Sie auch ein besonderes Argument heraus und platzieren es deutlich im ersten Absatz. Was ist das, wofür Sie stehen, was Sie besonders macht und was der Arbeitgeber möglicherweise dringend braucht?

Kardinalfehler 9: Wenig Übersicht – Qualifikationen sind nicht sofort ersichtlich

Seien Sie sich bewusst, dass Personaler sich beim ersten Screening nur wenige Sekunden mit Ihrer Bewerbung auseinandersetzen. Alles, was nicht sofort ins Auge fällt, fällt durch. Die Empfänger des Anschreibens machen sich in der Regel nicht die Mühe, dezidiert nach den benötigten Qualifikationen zu suchen. Ihre Aufgabe ist es, diese gekonnt im Anschreiben zu präsentieren.

TIPP: Achten Sie auf das Layout der Bewerbung, sowohl im Anschreiben als auch im Lebenslauf. Sorgen Sie für eine gute Übersicht: arbeiten Sie mit Fettschrift im Text, mit Bulletpoints, um zu strukturieren, einem aussagekräftigen Kompetenz-Profil oder Kurz-Profil als erste Seite der Bewerbung. Schlau eingesetzte Designelemente sorgen dafür, dass das Auge des Lesers auf die wichtigen Dinge gelenkt wird. Ziel ist es, dass der Personaler in 5 Sekunden erkennen kann, was Sie als potentiellen Mitarbeiter ausmacht und wie Sie sich von anderen unterscheiden.

Kardinalfehler 10: Sehr geehrte Damen und Herren – keinen Ansprechpartner haben

Bitte vermeiden Sie unbedingt das Anschreiben mit „Sehr geehrte Damen und Herren“ anzufangen. Wieso? Unter 100 Bewerbern aufzufallen und in Erinnerung zu bleiben ist nicht einfach. Hier zahlt es sich für den Bewerber aus, einen ersten Kontakt geknüpft zu haben im Sinne eines Beziehungsaufbaus. Das Mindeste, was Sie tun sollten, ist telefonisch Kontakt mit dem Personaler aufnehmen. Damit haben Sie die Chance, dass das Unternehmen einen ersten Eindruck von Ihnen bekommt und Sie können Informationen sammeln, die Sie gleich für das Anschreiben verwenden können.
Es ist ratsam zu prüfen, ob Sie potentielle Kollegen auf XING oder LinkedIn finden. Sie können diese auch einfach einmal anschreiben und nach dem Arbeitsklima oder den Herausforderungen des Unternehmens befragen. Viele Mitarbeiter sind stolz darauf bei ihrem Unternehmen zu arbeiten und geben gerne Auskunft.

TIPP: Erfragen Sie zum Beispiel Näheres zum Unternehmen (zum Beispiel: wie werden Entscheidungen getroffen, welche Unternehmenswerte werden gelebt, wie funktioniert die internationale Zusammenarbeit mit verschiedenen Ländern), zu den Aufgaben oder zum Profil. Fragen zum Bewerbungsprozess sind ebenso empfehlenswert, da manche Prozesse lange dauern können.

Kardinalfehler 11: Floskeln, die Sie nicht weiterbringen

„Ich suche eine neue Herausforderung und bin fest davon überzeugt, Ihr Unternehmen zu bereichern.“ Oder: „Ich bin sicher, alle die in der Stellenausschreibung genannten Anforderungen zu erfüllen.“ Solche Sätze können Sie sich bitte gleich sparen.
Was bitte ist denn die neue Herausforderung? Wollen Sie Tätigkeit A0 im nächsten Unternehmen wiederholen als Tätigkeit A1 und suchen einfach nur ein neues Umfeld? Wollen Sie mehr Verantwortung? Wollen Sie sich internationalisieren? Wollen Sie vielleicht auch weniger Verantwortung, weil es gerade in Ihre Lebensphase passt? Sind Sie gekündigt? Reizt Sie etwas Spezielles an der Aufgabe? Die Liste der Möglichkeiten kann unendlich sein.
Und wer bitte schön beurteilt, ob Sie die Anforderungen erfüllen? Richtig: der Arbeitgeber.

BESSER: Erklären Sie deutlich, worum es Ihnen geht, wenn Sie den Job wechseln wollen. Was machen Sie besonders gerne und erwarten auch, dies bei einem neuen Arbeitgeber vorzufinden. Was ist Ihr Ziel, welches Umfeld streben Sie an? Wer sich mit seinen Motiven und Werten auseinandergesetzt hat, kann sich zielorientiert ausrichten und zeigt Selbstbewusstsein. Dies ist immer die bessere Verhandlungsposition!

Kardinalfehler 12: Einschränkungen formulieren

Es kann sein, dass einige Qualifikationen aus dem Stellenprofil fehlen. Deshalb sollten diese Einschränkungen auf keinen Fall formuliert werden. Damit stellen Sie sich schlechter dar als Ihr Wettbewerb.

Was Sie nicht können, aber können sollten, gehört nie in ein Anschreiben!

Lassen Sie sich nicht verleiten zu schreiben “Leider sind meine Kenntnisse von XY begrenzt, aber gerne lerne ich in den nächsten Wochen…” oder “Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit XY zu lernen, bin aber sehr motiviert, dies umgehen durch Training on the job nachzuholen.”

BESSER: Zeigen Sie auf, was Sie alles können, welche Stärken Sie zum Einsatz bringen können, welche Fähigkeiten Sie für den Job qualifizieren und wie Sie in der Vergangenheit neue Themen angegangen sind. Daraus können Personaler rückschließen, wie lernbereit und lernfähig Sie sind.

Kardinalfehler 13: Unternehmenssprache, die niemand kennen kann

Kennen Sie das? Sie sind Einsteiger in einem Unternehmen und verstehen nur Bahnhof. Das liegt daran, dass Sie die genutzten Alltags- und Projektbegriffe des Unternehmens in dem Moment nicht inhaltlich verstehen können. So geht es manchem Personaler, wenn er Anschreiben liest: bereichsübergreifende Kollaborationen, notwendige technische Interventionen und so manche Management-Auswüchse werden hier zum Besten gegeben. Holen Sie den Leser damit ab und überzeugen? Nein!

Vermeiden Sie daher unbedingt, die Unternehmenssprache mit den zum Teil eigenen Vokabeln zu benutzen. Manchmal reichen wenige unverständliche Wörter oder Phrasen, um Sie zu disqualifizieren.

TIPP: geben Sie das Anschreiben einem Dritten und fragen nach, ob es verständlich formuliert wurde. Streichen Sie alle Abkürzungen und unternehmensspezifische Redewendungen. Achten Sie auch darauf, englische oder „denglische“ Ausdrücke möglichst zu vermeiden. Seien Sie so eindeutig und klar, dass jeder Dritte Sie verstehen kann.

 

EXTRA Kardinalfehler 14: Sich keine Hilfe leisten

Diesen Fehler habe ich noch angehangen, da er mir  wichtig erscheint. Aus meiner Erfahrung als Karriere-Coach weiß ich, dass viele  Menschen den CV vielleicht noch eher zusammenstellen können als das Anschreiben. Hierbei scheitern eine Vielzahl von Bewerber. Das Anschreiben ist das erste Dokument, das der Recruiter oder der zukünftige Manager in der Hand hält und damit eine große Chance, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Nutzen Sie daher jede Möglichkeit, um sich bestmöglich zu verkaufen.  Und wenn Sie es alleine nicht schaffen, dann holen Sie sich bitte professionelle Hilfe. Ihr neuer Job wird es Ihnen danken.

 

Haben Sie Fragen und Anregungen? Als Expertin für berufliche Neuorientierung begleite ich Führungskräfte, Experten und selbständige Unternehmer dabei, ihre Ziele zu erreichen und Beruf & Berufung in Einklang zu bringen. Gerne beantworte ich daher Ihre Fragen zum Anschreiben und unterstütze Sie auch bei der zielgruppengerechten Formulierung.

 

 

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